Dänische Spuren in Österreich

Melchior Lorck

Der Zeichner und Kupferstecher Melchior Lorck (geb. ca. 1526 - gest. nach 1588) war der erste bedeutende Künstler, der innerhalb der Grenzen des dänischen Reiches - Flensburg - geboren war, der jedoch überwiegend im Ausland Karriere machte. So hielt er sich u.a. in den Jahren 1555-1559 im Auftrag des Kaisers in Istanbul auf, wo er eine Reihe seltener Darstellungen der Türken und ihrer Kultur schuf. Er kehrte mit einem großen Schatz an Zeichnungen nach Wien zurück, wo er bis 1574 wohnte. Mit seinen Arbeiten mit Motiven aus Moscheen, aus der Residenz des Sultans und aus dem Alltagsleben prägte er maßgeblich das frühe Bild der Türkei aus der Sicht eines Europäers. Er avancierte 1580-82 zum dänischen Hofmaler in Kopenhagen.

Leonora Christina

Die Tochter von König Christian IV, Leonora Christina, die in den Jahren 1663 - 1685 wegen ihrer angeblichen Beteiligung an Intrigen ihres Mannes Corfitz Ulfeldt im Blauen Turm in Kopenhagen als politische Gefangene inhaftiert war, begann während dieser Zeit mit der Verfassung ihrer Autobiografie Jammers Minde (Leidensgedächtnis), die ihre entbehrungsreiche Gefangenschaft darstellt. Das Originalmanuskript wurde von Leonora Christinas Sohn Leo Ulfeldt geerbt, der in Wien eine steile militärische Karriere in habsburgischen Diensten gemacht hatte, und es lag bis 1868 unter Verschluss im Besitz der Familie Waldstein. Erst nach seiner Wiederentdeckung in Österreich und der Herausgabe 1869 wurde Jammers Minde (Deutsch: Denkwürdigkeiten der Gräfin zu Schleswig-Holstein Leonora Christina vermählten Gräfin Ulfeldt aus ihrer Gefangenschaft im Blauen Thurm des Königsschlosses zu Copenhagen 1668-1685. Wien 1871) einem breiten Publikum bekannt. Jammers Minde gilt als das bedeutendste Prosawerk der dänischen Literatur des 17. Jahrhunderts. Seit 1920 befindet sich das Manuskript im Museum für Nationalgeschichte im Schloss Frederiksborg nördlich von Kopenhagen.

Georg Nikolaus Nissen

(* 22. Januar 1761 in Haderslev; † 24. März 1826 in Salzburg) war ein dänischer Diplomat und Schriftsteller. Als Ehemann von Mozarts Witwe wurde er zu einem der ersten Mozart-Biographen. Georg Nikolaus Nissen war der Sohn des Kaufmanns Jens Nissen und der Anna Elisabeth Zoëga, die einer einflussreichen dänischen Familie entstammte. Nach dem Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Kopenhagen (1778–1781) war Nissen zunächst beim Generalpostamt Kopenhagen beschäftigt, das von seinem Onkel Georg Zoëga geführt wurde. 1791 wechselte er jedoch in den diplomatischen Dienst. Zunächst dänischer Gesandter beim Reichstag in Regensburg, lebte er seit 1793 als Legationssekretär der dänischen Gesandtschaft in Wien. Spätestens seit 1798 wohnte er im Hause von Mozarts Witwe Constanze. Die beiden heirateten am 26. Juni 1809 in Preßburg. 1810 übersiedelten die Eheleute nach Kopenhagen, wo Nissen als Zensor und Staatsrat wirkte. Nissens Grab befindet sich auf dem Friedhof von St. Sebastian in der Salzburger Linzergasse. Auf Nissens Grabmal steht: "Georg Nicolaus von Nissen, Königl. Dänischer wirklicher Etats-Rath. Ritter des Dannebrog-Ordens. Gatte der Wittwe Mozart". Im Salzburger Stadtteil Leopoldskron-Gneis ist eine Straße nach ihm benannt

Theophil Edvard Freiherr von Hansen

(*1813 in Kopenhagen, † 1891 in Wien), Ehrenbürger der Stadt Wien, Erfinder des Wiener Stils, hat an der Ringstraße mit seinen Palais Neorenaissance in Reinkultur erschaffen und gab mit seinem klassizistischen Parlament Österreich das demokratische Gesicht. Hansenstraße, 1010 Wien, und Theophil-Hansen-Gasse,1230 Wien, sind nach dem dänischen Architekten benannt.

Der von Hansen so genannten "Wiener Stil", forderte dabei ein klassisch-strenges Formdiktat – die Gestaltung des architektonischen Gesamtkunstwerks bis in die kleinsten Details der Inneneinrichtung. Bevorzugt arbeitete er dabei zusammen mit dem Bildhauer Vincenz Pilz und dem Maler Carl Rahl. Auch in seiner Arbeit als Akademieprofessor in Wien betonte er Stildifferenzierung und -reinheit. Und er konnte mit seiner disziplinierten Sichtweise eine bedeutende Hörerschaft um sich sammeln. Auch Otto Wagner, Architekt der „Wienzeilenhäuser“ und des Postsparkassenamts, zählte zu seinen Mitarbeitern. Das Hansen seine Bauten aber nicht nur unter formal-ästhetischen Kriterien entwarf, sondern auch Wert auf Funktionalität legte, dafür kann das von ihm erbaute Gebäude des Wiener Musikvereins Zeugnis ablegen. Es verfügt mit dem so genannten Goldenen Saal über einen der besten Konzertsäle der Welt, dessen viel bewunderte Akustik oftmals noch heute bei Konzertbauten nachgeahmt wird Doch gerade Hansens Bauten in der Ringstraßenzone, vor allem seine Palais, verkörpern mit ihrer wohl dosierten Prunkentfaltung den Höhepunkt des strengen Historismus in der Wiener Architektur. Sie prägten damit nachhaltig das Bewusstsein von der führenden Rolle Österreichs in der Baukunst. Bereits 1863 würdigte die Stadt Wien sein noch lange nicht vollendetes Werk und ernannte ihn zum Ehrenbürger. 1884, ein Jahr nach Fertigstellung seines Parlamentsgebäudes, das im neo-attischen Stil auf die hellenischen Anfänge der Demokratie verweist, erlangte er die Erhebung in den Freiherrenstand. Theophil Freiherr von Hansen verstarb am 17. Februar 1891 in Wien.

Friedrich VI und Caroline Seifert

Auf dem Wiener Kongress, der von Oktober 1814 bis zum Frühjahr 1815 in Wien tagte, hatte der dänische König Friedrich VI zusammen manch schöne Stunden verbracht, und er verließ Wien nur ungern. Er befand sich über ein halbes Jahr in Wien und hatte eine achtzehnjährige Mätresse, die Wienerin Caroline Seifert, die während des Kongresses sogar als Königin von Dänemark auftrat. Friedrich VI kaufte dem Mädchen das Haus, in dem sie wohnte, und nach seiner Abreise aus Wien im Frühling 1815 ließ er ihr eine lebenslange Rente zukommen.

Hans Birch Dahlerup

Der dänische Vizeadmiral Hans Birch Dahlerup (1790-1872) war 1849-1851 Oberbefehlshaber der Österreichischen Marine. 1849 kommandierte er die Seeblockade von Venedig und reorganisierte gleichzeitig die österreichische Flotte. Um die österreichische Kriegsmarine neu aufzubauen, machte man sich auf die Suche nach einem geeigneten Oberbefehlshaber. Gefunden wurde dieser in der Person des dänischen Kommodore 1. Klasse Hans Birch Dahlerup. Er wurde im Februar 1849 in Olmütz vom jungen Kaiser Franz Joseph persönlich empfangen, zum Marinekommandanten ernannt und zugleich zum Vizeadmiral und Feldmarschallleutnant befördert. An der Adria angekommen, sah er sich der schwierigen Aufgabe gegenüber, aus den Resten der teilweise zu den italienischen Aufständischen übergegangenen österreichischen Flotte eine neue Seemacht zu bilden. Durch sein bestimmtes Auftreten und seine überlegenen Kenntnisse gelang es ihm bald, Respekt zu erlangen und die Arbeit in Gang zu setzen. Man bemühte sich verstärkt um österreichische Seeleute, die Kommandos wurden in Deutsch und Italienisch gegeben, und die italienischen Namen der Schiffe wurden ins Deutsche übersetzt. Mit dem Bau neuer Schiffe wurde begonnen. Der Aufstieg von Pula begann zu Beginn des 19. Jahrhunderts, als das Kaiserreich Öterreich (und später die Österreichisch-Ungarische Monarchie) die Macht in der Stadt übernahm. Und bereits in der Mitte des 19. Jahrhunderts hatte Pula sich zu einem Mittelpunkt der Österreichischen Monarchie entwickelt. Der dänische Admiral Hans Birch Dahlerup, der im Dienst von Österreich stand, machte die Stadt zu einem Zentrum des Schiffsbaus im Österreichischen Kaiserreich. Im August 1850 bat Dahlerup um seinen Abschied und ihm folgte Feldmarschallleutnant Graf Franz von Wimpffen. Seine letzten Lebensjahre verbrachte er in der Umgebung Kopenhagens. Am 26. September 1872 starb er in Kopenhagen. Er liegt auf dem Marinefriedhof Holmenskirkegaard begraben.

Hans Christian Andersen

(2.04.1805 – 04.08.1875) "rollt auf Wien zu", hat der dänische Dichter selbst seine erste Ankunft in der Hauptstadt der k. u. k. Monarchie anno 1834 beschrieben. Seine Eindrücke sind in seinen Tagebüchern und Romanen dokumentiert. Aus diesem Anlass wurde von der Österreichisch Dänischen Gesellschaft an dem Haus in der Naglergasse wo Andersen wohnte, eine Gedenktafel angebracht. Hans-Christian-Andersen-Volksschule - Seit dem 2. April 2004 nennt sich die Volksschule in der Landsteinerstraße, Wien 16., Hans-Christian-Andersen-Volksschule.

Die dänische Prinzessin in Gmunden

Prinzessin Thyra von Dänemark (* 29. September 1853 in Kopenhagen; † 26. Februar 1933 in Gmunden) war die jüngste Tochter von König Christian IX von Dänemark (mit dem Beinamen „Schwiegervater Europas“) und seiner Gemahlin Louise von Hessen-Kassel. Sie heiratete am 22. Dezember 1878 Kronprinz Ernst August von Hannover (1845–1923), einziger Sohn des blinden Königs Georg V von Hannover und seiner Gemahlin Marie von Sachsen-Altenburg. Nachdem sie in Kopenhagen geheiratet hatten, gingen Ernst August und Thyra ins Exil nach Gmunden in Oberösterreich. Dort ließ Ernst August das repräsentative Schloss Cumberland bauen.

Bournonville in Wien

Der dänische Tänzer, Choreograph und Ballettmeister August Bournonville kam 1854 als Gastchoreograph nach Wien und wurde schließlich für die Saison 1855/56 an der Wiener Hofoper, dem Kärntnertortheater, angestellt. Wider Erwarten war die Arbeit in Wien von geringem Erfolg und eine weitere Karriere am Kärntnertortheater weder von Seiten der Direktion noch von Bournonville selbst erwünscht.

Die Christuskirche in Salzburg

370 dänische Kriegsgefangene, die als Folge des Krieges 1864 in Salzburg inhaftiert waren, beteiligten sich am Bau der evangelischen Christuskirche (urspr. Friedenskirche) in Salzburg.

Der Frieden von Wien

Der am 30. Oktober 1864 in Wien unterzeichnete Friedensvertrag zwischen Dänemark, Österreich und Preußen beendete den Krieg 1864.

Erik Schmedes, der legendäre Helden-Tenor

Der gebürtige Däne Erik Schmedes (1868-1931) war lange Jahre ein Idol der Wiener und Mitglied des sagenumwobenen Mahler-Ensembles an der damaligen Wiener Hofoper. 1936 wurde Schmedesweg in Wien Ottakring nach Erik Schmedes benannt.

Karin Michaëlis

Karin Michaëlis (*1872 in Randers; †1950 in Kopenhagen ) war um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert in Europa eine der am meisten gelesenen Schriftstellerinnen. Während des Ersten Weltkrieges arbeitete sie für Wien und Österreich – besonders für Kinder und alte Menschen. Ihr 60. Geburtstag wurde 1932 in Wien mit einem Festbankett im Schriftstellerclub PEN und einem Fackelzug gefeiert. Ab 1930 bewohnte Karin Michaëlis ein Haus, das sie auf Thurö erworben hatte. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten in Deutschland 1933 nahm sie zahlreiche Emigranten auf, die aus ihrer Heimat fliehen mussten. Dazu gehörte beispielsweise die österreichische Schriftstellerin Maria Lazar (Pseudonym Esther Grenen, 1895 – 1948). Die Flüchtlinge wohnten in kleinen Hütten aus Holz in Karins großem Garten.

Gräfin Charlotte von Bornemann

geb. 20.06.1898 in Kopenhagen, heiratete 1924 den österr. Grafen Wurmbrand-Stuppach, Gräfin Wurmbrand-Stuppach kaufte 1924 das Schloß in St.Jakob am Thurn in der Gemeinde Puch bei Hallein und baute es als Schloßrestaurant um. 1929 wurde der neu aufgestaute See mit großem Fest feierlich eröffnet. Sie war Fahnenpatin der Jakobischützen, spendete einen Teil ihrer Uniformen und bezahlte vielen halbverhungerten Kindern von St.Jakob die Schulausspeisung. Gräfin Wurmbrand-Stuppach war seinerzeit ein großer Wohltäter für die damalige verarmte Dorfgemeinschaft von St.Jakob am Thurn. Gräfin Wurmbrand musste ca. 1938 Österreich verlassen und kehrte nach Dänemark zurück. Ist in Svendborg begraben.

Max Hansen

Der dänische Schauspieler und Sänger Max Hansen (1897 - 1961) war im Wien der dreißiger Jahre ein großer Operettenstar, u.a. als Ober Leopold in Benatzkys „Im weißen Rössl“. Als 1936 während der Vorbereitung auf Benatzkys Revue „Axel an der Himmelstür“ Greta Garbo absagt, holt Max Hansen die bis dahin unbekannte Zarah Leander als seine Partnerin ans Theater an der Wien. Er war eine Zeit lang mit der österreichischen Schauspielerin Lizzi Waldmüller verheiratet.

Helge Rosvaenge

Der dänische Tenor Helge Rosvaenge (1897 – 1972) war 1930 – 1960 häufig auf der Bühne der Wiener Staatsoper zu sehen und hören. 1983 wurde in Wien Donaustadt (22. Bezirk) die Rosvaengegasse nach ihm benannt.

Gurre-Lieder

Der Wiener Komponist Arnold Schönberg vertonte die Gurre-Liederdes dänischen Poeten J.P. Jacobsen, die 1913 in Wien uraufgeführt wurden.

„Die Wiener Kinder“

In den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg wurden 25.000 Reisen von hungernden österreichischen Kinder nach Dänemark organisiert. Der Initiator der Hilfsaktion war der dänische Rechtsanwalt Sigurd Jacobsen (1882-1948). Seither bestehen zwischen vielen Familien in Österreich und Dänemark Bande inniger Freundschaft. U.a. Dank der alten Beziehungen zu den dänischen Pflegeeltern konnten auch nach dem Zweiten Weltkrieg 15.000 Wiener Kinder Aufnahme in Dänemark finden. Der dänische Außenminister Jens Otto Krag enthüllte 1961 eine Sigurd Jacobsen-Büste vor dem Kindergarten, Reinprechtsdorfer Straße 1 c, 1050 Wien. Die Büste wurde vom Wiener Bildhauer Paul Peschke (selbst ein Wiener Kind) geschaffen. Dänenstraße (1180 Wien, früher: Maridiangasse) und Kopenhagen-Hof (1190 Wien) sind zur Erinnerung an die Pflegeeltern benannt.